"Einnahmen sind komplett weggebrochen“
Ennigerloh (gl) - Die Mitglieder des Modern Wind Orchestra Ennigerloh um den Vorsitzenden Philipp Strotkamp hatten sich das Jahr 2020 anders vorgestellt. Diverse Auftritte auf Festen, Jubiläen und anderen Veranstaltungen sollten gespielt werden, auch der Musikernachwuchs hatte sich auf verschiedene Aktivitäten gefreut. Es kam anders.
Wie viele weitere Vereine trifft die Corona-Krise auch das Modern Wind Orchestra hart. Proben dürfen nicht stattfinden, die Jugendausbildung kann nicht mehr durchgeführt werden, und sämtliche Veranstaltungen und Auftritte mussten bis zum 31. August abgesagt werden.
Hoffnung auf Soforthilfe
Eine Katastrophe für den Verein, der sich dem Bericht der Verantwortlichen zufolge hauptsächlich über seine Auftritte finanziert. „Uns sind die Einnahmen zur Finanzierung des Vereins komplett weggebrochen“, sagt der Vorsitzende Strotkamp. Die Kosten liefen aber weiter. „Im Sommer sind die meisten Veranstaltungen, die uns nun schmerzlich fehlen. Jetzt müssen wir sehen, wie wir unsere Miete für das Musikzentrum bezahlen können.“
Konrad Michelis, Schatzmeister des Vereins, hofft auf die mögliche Unterstützung durch Land und Bund. „Wir haben die Hoffnung, dass die Soforthilfe auch unserem gemeinnützigen Verein gewährt wird“, erklärt Michelis. „Der Antrag ist gestellt.“ Auch die Stadt Ennigerloh habe ihre Hilfe in Form eines Rettungsschirms für Vereine und bei der Kommunikation mit Behörden angeboten.
Lockerungen helfen bedingt
Jetzt müssen die Verantwortlichen erst einmal die Entscheidung über die Soforthilfe abwarten. Dabei wollen es die Mitglieder des Vereins aber nicht belassen. Die Lockerungen der Coronabestimmungen helfen ihnen dafür – zumindest bedingt. Der Einzelunterricht konnte unter Auflagen wieder starten. „Proben dürfen wir allerdings immer noch nicht“, sagt Strotkamp. Auch kleinere Konzerte seien wieder erlaubt. Dem Orchester helfe das jedoch nicht. „Wenn wir nicht proben dürfen, dann können wir uns auch nicht auf ein Konzert vorbereiten.“
Um sicher durch die Krise zu kommen, ist Kreativität gefragt. So hat das Modern Wind Orchestra aus Ennigerloh nach einigen Überlegungen kurzerhand mit privaten Leihgaben ein Ton- und Videostudio im Musikzentrum des Vereins eingerichtet. „Jetzt sind wir in der Lage, unsere Musik aufzunehmen und über eine Videoplattform im Internet zur Verfügung zu stellen“, erklärt der Vorsitzende Philipp Strotkamp. Die Titel sollen nicht verkauft werden, der Verein setzt auf Spenden. Nach und nach kommen neue Musikstücke hinzu.
Da weiterhin das Kontaktverbot gilt, wird die Musik der Instrumente in Einzelarbeit aufgenommen. Das brauche viel Zeit, da jeder Musiker seine Stimme einspielen müsse, heißt es im Bericht der Verantwortlichen. Am Ende werde alles am Computer zu einem Orchester zusammengefügt. „Hört sich leicht an, ist es aber nicht“, sagt Strotkamp. Es sei musikalisches Können gefragt, wenn am Ende alles zusammenpassen und gut klingen solle. Zu den Tonaufnahmen werde anschließend noch ein Musikvideo gedreht, das dann auf der Video-Plattform Youtube veröffentlicht werde.
Trotz Krise wird vieles gemeinsam geschafft
Musik, Tonaufnahmen, Videodreh und Schnitt – alles wird selbst gemacht. Strotkamp freut sich, dass trotz fehlender gemeinsamer Proben vieles gemeinsam geschafft werden kann und jeder Einzelne über sich hinauswächst. „Auch ohne Auftritte können unsere Fans uns weiter zuhören. Derzeit eben nur online auf Youtube, Facebook oder Instagram, aber wer weiß, ob wir nicht bald doch wieder ein Konzert geben dürfen“, sagt er.
Wer dem Verein mit Spenden helfen möchte, kann dies unter dem Stichwort „Spende“ über folgendes Konto tun: Sparkasse Münsterland Ost, IBAN DE 50400501500034231720, BIC WELADED1MST.
Der Bericht ist am 06.04.2020 in der Tageszeitung "Die Glocke" erschienen und
hier nachzulesen.